Das Waldalgesheimer Fürstengrab gilt zugleich als einer der bedeutendsten Funde der frühkeltischen Zeit und als reichstes Latènegrab Deutschlands. Der charakteristische Rankenstil der wertvollen Entdeckung, die vermutlich aus der Zeit 4.-3. Jahrhundert v.Chr. stammt, führte sogar zur Bezeichnung „Waldalgesheimer Stil“. Die kunstvollen Objekte wie Goldringe oder Bronzekanne sind heute im Rheinischen Landesmuseum in Bonn zu bewundern. Schmuckrepliken sind teilweise im Waldalgesheimer Rathaus ausgestellt.
Der Ackersmann Peter Heckert hob am 18. Oktober ein Loch für eine Rübenmiete aus. Er stieß mit seinem Spaten auf harte, grünspanige Gegenstände, maß denen aber keine Bedeutung bei. Heckert wäre zur Tagesordnung übergegangen, hätten ihn vorbeikommende Personen nicht mit Nachdruck darauf aufmerksam gemacht, dass es sich geschichtlich Bedeutsames handeln könnte. Heckert nahm die Fundstücke dann mit auf seinen Hof. Darunter war auch ein Halsreif aus dem Fürstengrab, den Heckert aber nicht als solchen identifizierte. Doch langsam sprach sich herum, dass in Waldalgesheim etwas Besonderes entdeckt worden war. Archäologische Fachleute erkannten schließlich den Wert, ohne aber die Herkunft der Kostbarkeiten zeitlich genau zuordnen zu können.
Für Bauer Heckert hatte sich die Sache gelohnt. Ein Binger Antiquitätenhändler kaufte ihm die Stücke für 450 Taler ab. Heckert wurde hernach „Goldheckert“ genannt. Fleißige Hände gruben danach erneut, auch auf anderen Äckern, und insgesamt mehr als 30 Teile traten zu Tage. Erst im 20. Jahrhundert gewannen Experten die Erkenntnis, dass die Ausgrabungen aus dem 4. Vorchristlichen Jahrhundert stammen mussten. Zum Begriff „Waldalgesheimer Stil“ kam es wegen der besonderen Zierungen und Ornamente.
Forscher sind heute der Meinung, dass es sich um ein Frauengrab handeln müsste. Der Leichnam wurde höchstwahrscheinlich unverbrannt in einer hölzernen Grabkammer beigesetzt. Darüber wölbte sich eine Packung aus Feldsteinen gefolgt von einer Hügelschüttung aus Erde. Die Grabbeigaben bestanden aus Gold- und Bronzeschmuck und aus Bronzegefäßen, die der Weinbereitung dienten. Weitere Funde belegen die Beigabe eines zweirädrigen Wagens mit Pferdegeschirr und Gespannjoch.
Die Gesamtheit der Fundhinterlassenschaft weist auf eine sozial hochstehende Persönlichkeit aus dem örtlich ansässigen Kulturkreis des Rhein-Main-Raumes hin, mit Zugang zu Kultureigenheiten von Ostfrankreich und Unteritalien. Die Funde belegen einen Zeitraum von ca. 420 bis ca. 320 v. Chr. Der Tod der bestatteten Frau muss also nach 320 v. Chr. angesetzt werden.