Auf der Amalienhöhe, oberhalb von Waldalgesheim ragt ein Turm heraus. Etwas in die Jahre gekommen, 50 m hoch, aber noch immer standhaft. Er erinnert weithin sichtbar an die Geschichte des alten Knappendorfes. Der Förderturm ist die Spitze des Bergwerks, das 1971 stillgelegt wurde und heute für viele als das Wahrzeichen von Waldalgesheim gilt. Das Industriedenkmal ist seit 1977 in privater Hand und wird zum Teil für Wohnimmobilien genutzt.
Angestachelt durch andere Erzfunde in der Region, wurden bereits 1885 auf der Amalienhöhe erste Bohrungen durchgeführt. Kurze Zeit später begann der unterirdische Abbau unter der Führung von Dr. Heinrich Claudius Geier. Der erste Besitzer war dann auch Namensgeber für die Grube. Der schlossartige Gebäudekomplex entstand von 1916 bis 1918. Die „barocke“ Architektur und die Schachtanlagen machten die Grube Dr. Geier zu einem repräsentativen Beispiel deutscher Erzgrubengeschichte. Für manche war sie die schönste seiner Zeit. Im Bergwerk auf der Amalienhöhe wurde für die Eisenhüttenindustrie über Jahrzehnte erfolgreich Manganerz und Dolomit abgebaut. In mühevoller Arbeit schafften die Bergleute viele Millionen Tonnen an die Oberfläche. Die tiefste Sohle lag 267 m unter der Erde. Zahlreiche Familien in Waldalgesheim und Weiler verdienten lange Zeit im Bergbau ihren Lohn.
Doch die Untertagearbeit hatte auch eine Schattenseite. Viele Erzstöcke wurden bewusst nach dem Abbau verfestigt, doch entstanden auch Brüche, die sich bis an die Tagesoberfläche fortsetzen. Das führte zu Absenkungen, die sich später mit Oberflächenwasser füllten und zu so genannten Bruchfeldteichen wurden. Auch die Ortschaft Waldalgesheim wurde arg in Mitleidenschaft gezogen. Die Bergschäden werden von 1908 an an der Bebauung im Ort spürbar. Nach und nach wurden Häuser baufällig und mussten verlassen werden. So mussten 124 neue Häuser südlich des alten Dorfkerns errichtet werden. Auch die Kirchen (und der Kindergarten) blieben nicht verschont. Ein Jahr nach der Niederlegung der evangelischen Kirche entstand 1938 bereits ein neuer Kirchenbau.
Mithilfe der Heimatfreunde Waldalgesheim wurden die alten Kirchen-Grundmauern als Denkmal neben dem alten Friedhof wieder freigelegt - eine Erinnerung an das untergegangene Dorf. Von dort bietet sich auch ein Blick auf die Weiher, die durch die Absenkung entstanden und heute Teil des Naturschutzgebietes sind.
2002 wechselte das Bergwerk den Besitzer, zu dem angekündigten Zentrum für Kunst und Kultur ist es aber bisher nicht geworden. 2003 zerstörte ein Brand Teile der Gebäude und führte zu einem Großeinsatz der Feuerwehren. Die Schäden sind noch heute sichtbar. Doch wie es sich auch immer entwickeln wird, das Bergwerk ist ein geschütztes Kulturdenkmal, weit über Waldalgesheim hinaus bekannt.